Die Grenze zwischen Beratung und Psychotherapie ist in erster Linie gekoppelt an die Grenze zwischen gesund und krank.

Unterschiede:

BeraterInnen sind für Krankenbehandlungen nicht ausgebildet und daher auch nicht befugt solche durchzuführen. Diese Grenze ist jedoch schon deshalb schwer zu ziehen, da einerseits jemand eine Krankheit als solche erkennen bzw. diagnostizieren können muss, bevor er sich davor distanziert und andererseits sind im Bereich der Diagnosen psychischer Störungen solche Grenzen manchmal fließend und interpretationsabhängig.

Gute BeraterInnen brauchen so viel Wissen um Krankheitsbilder, dass sie in einem Erstgespräch oder Auftragsklärungsgespräch einigermaßen abschätzen können, ob eine Verstimmtheit, eine Krise oder eine krankheitswertige Störung vorliegt. Therapie ist vor allem für Probleme mit krankheitswertiger Gewichtung geeignet mit dem Ziel psychisches und physisches Leiden zu lindern.

 

Bestimmte psychische Zustände erfordern manchmal in der Psychotherapie eine Intervention, die die Selbstbestimmung der KlientInnen/PatientInnen einschränkt, um sie nicht zu überfordern oder ihr Leben zu schützen.

 

Gemeinsamkeiten:

Sowohl bei Beratung als auch bei Psychotherapie handelt es sich um eine professionelle Helferbeziehung. Beide sollten einem Konzept folgen, welches z.B. ein philosophisch begründetes Menschenbild, eine Theorie der gesunden wie der kranken Persönlichkeit, eine Theorie über Gesellschaft und Kultur sowie die Praxis von Behandeln und Beraten und ethische Grundlagen beinhaltet.

Als Professionen brauchen Psychotherapie und Beratung eine berufliche Organisation, die Ausbildungskriterien und Standesregeln sowie deren Kontrolle garantieren.

Als professionelle Helferbeziehung sind beide einer besonderen Reflexion von Machtverhältnissen zwischen Menschen verpflichtet. Dazu gehört auch die regelmäßige Reflexion der eigenen Arbeitsweise sowie der Freiwilligkeit und der möglichst hohen Selbstverantwortung des Klienten/Patienten. Sogar in den Techniken und Methoden lassen sich Gemeinsamkeiten finden, die sich jedoch im Intensitätsgrad und im Tiefgang unterscheiden können.

Basis der Beratung/Therapie ist eine von gegenseitigem Vertrauen und Akzeptanz gekennzeichnete Arbeitsbeziehung wobei der/die BeraterIn/TherapeutIn SpezialistIn für Prozess und Beziehung ist. Beide Verfahren beschäftigen sich mit dem Erleben des Klienten wobei eine bedingungsfreie, wertschätzende, empathische und kongruente Haltung Voraussetzung für das Gelingen ist.

Die Übergänge zwischen Beratung und Psychotherapie sind jedoch häufig fließend und hier hilft im Wesentlichen ein Faktor, der aber ohnehin ein bedeutsamer im professionellen Selbstverständnis ist: Das subjektive Gefühl der Kompetenz bzw. der Überforderung, dass in einer guten Ausbildung mit gediegener Selbsterfahrung entwickelt sowie in Supervision und Weiterbildung gestärkt und genährt wird. (vgl. Dr. Rene Reichel)

 

Weder in der Supervision noch im Coaching handelt es sich um regressiv-reparative (Heil)Verfahren und somit sind sie deutlich von der Psychotherapie unterscheidbar! Coaching/Supervision und Psychotherapie habe jedoch ein gewisses methodisches Naheverhältnis. Insbesondere die Art und Schwere der Betroffenheit kann als Kriterium herangezogen werden.

Die Begleitung bei persönlichen, psychologischen Problemen und Themenstellungen (dazu gehört z.B. auch eine Burnout-Behandlung) benötigt eine professionelle Ausbildung als Arzt oder Psychotherapeut. Grundsätzlich darf Psychotherapie darf nur von Personen ausgeübt werden, die über eine Erlaubnis nach dem Psychotherapeutengesetz verfügen, die wiederum eine jahrelange Ausbildung samt Selbstreflektion voraussetzt.